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24. Januar 2025 / Jonas Lüthy

Der liberale Ausweg aus der Schweizer Bildungsmisere

Als Jungpartei liegt uns Jungfreisinnigen das Bildungssystem besonders am Herzen, doch es steht vor gewaltigen Herausforderungen. Fakt ist: Ein Viertel der Schüler kann Alltagstexte nicht ausreichend verstehen, und führende Hochschulen drohen den Anschluss zu verlieren. Augenwischereien wie den Forderungen nach Abschaffung von Schulnoten oder ideologischer Gleichmacherei stellen wir uns entgegen – unser Bildungssystem muss auf die aktuellen Bedürfnisse von Gesellschaft und Arbeitswelt ausgerichtet werden. Nachfolgend beleuchte ich drei Handlungsfelder, die jedoch nur einen kleinen Ausschnitt des kürzlich verabschiedeten Bildungspapiers der Jungfreisinnigen Schweiz darstellen. An dieser Stelle sei erwähnt: Unter der Leitung von Tim Hoffmann hat die Arbeitsgruppe Bildung der Jungfreisinnigen Schweiz Grosses geleistet – allen Mitgliedern gebührt mein herzlicher Dank.

Schulfach Lebensökonomie statt Blindflug

Studien zeigen, dass die junge Generation über immer weniger Finanzkompetenz verfügt. Heute, wo immer mehr demokratische Entscheide auch die finanzielle und ökonomische Zukunft unseres Landes betreffen, leidet die Gesellschaft unter dem Mangel an Finanzkompetenzen in der Bevölkerung. Wir Jungfreisinnige Schweiz fordern deshalb ein neues Schulfach für Alltags- und Lebensökonomie auf Sekundarstufe I.

Neutralität statt Indoktrination

Eine ausgewogene Bildung stellt die Grundlage für die Entfaltung des selbstbestimmten Individuums dar. Doch wenn Schulklassen zur Teilnahme am Klimastreik gezwungen werden oder Alfred Escher in Schulbüchern als Kolonialist diffamiert wird, zeigt das klar: Unsere Schulen sind nicht neutral! Den Schülern muss ein faktenbasierter und politisch neutraler Unterricht garantiert werden können. Die Freisinnigen verankerten in der Bundesverfassung von 1874 die konfessionelle Neutralität der Schulen. Dieser fundamentale Grundsatz sollte auf die politische Neutralität ausgeweitet und von der Bundesverfassung bis in die Schulordnungen festgehalten werden, um eine unabhängige Meinungsbildung sicherzustellen.

Nachgelagerte Studiengebühren statt ewiger Studenten

Selbstredend bringt Bildung zahlreiche Vorteile für die Gesellschaft als auch für das Individuum mit sich. Akademiker erhalten auf Kosten der Steuerzahler eine Ausbildung, die sich für sie deutlich auszahlt – zahlen diese aber teilweise durch höhere Steuern zurück. Doch dieser Gesellschaftsvertrag gerät ins Wanken, da insbesondere durch den zunehmenden Trend zur Teilzeitbeschäftigung immer weniger Studienkosten effektiv über Steuern zurückgezahlt werden. Wir Jungfreisinnige fordern daher nachgelagerte Studiengebühren – dies aber nur, wenn die Einkommenssteuern die Studienkosten zuzüglich eines festzusetzenden Referenzbetrags nicht bereits abdecken. Dabei sind Pufferjahre für Arbeitslosigkeit, Weiterbildung, Elternzeit oder Unternehmensgründung zu berücksichtigen. Da Nachzahlungen erst nach dem Studium anfallen und auch nur jene betreffen sollen, die sich nicht durch ausreichende Erwerbsarbeit verdient machen, öffnet unser Vorschlag finanziell Benachteiligten den Zugang zum Studium und fördert die Chancengerechtigkeit.

Zurück auf den Pfad bildungspolitischer Vernunft

Es bleibt zu hoffen, dass die Schweizer Politik die Kurve kriegt und zurück auf den Pfad bildungspolitischer Vernunft findet. Unser Bildungssystem wurde einst von Freisinnigen geschaffen. Heute braucht es erneut eine freiheitliche Reform. Es geht um nichts Geringeres als die Zukunft unserer Schweiz.

 

Dieser Beitrag erschien in der Schweizer Ausgabe des Freisinns im Januar 2025.